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VERSENGOLD | Auto Arena Oberhausen 2020 - Auto Arena Oberhausen - 17.07.2020
Seit dem erstmaligen Auftritt des neuen Gloabal Players COVID-19 ist Kreativität gefragt und so ist es nicht verwunderlich, dass es Versuche gibt, durch geeignete Hygienekonzepte das bundesweite Verbot von Großveranstaltungen legal zu umgehen, das erst kürzlich bis zum 31.10.2020 verlängert wurde und eine Rückkehr zur Normalität in weite Ferne gerückt scheint. Die Auto Arena Oberhausen gehört zu einer Handvoll Locations, die auch in Zeiten der globalen Krise versuchen, weiterhin Live-Musik möglich zu machen, selbst wenn diese Art des Entertainments innerhalb der Fangemeinde, aber auch unter Künstlern nicht immer volle Zustimmung erfährt.
Nachdem die Veranstaltungsbranche Ende Juni 2020 mit der NIGHT OF LIGHT auf den drohenden Verlust hunderttausender Arbeitsplätze aufmerksam gemacht hat (wir berichteten), sind die Macher der Auto Arena Oberhausen schon mehrere Schritte weiter und präsentieren am heutigen Abend mit den Folkrockern von VERSENGOLD den Abschluss einer Konzertreihe, die seit dem 26. Juni für Stimmung gesorgt hat.
VERSENGOLD, denen spätestens mit ihrem 2017er Album „Funkenflug“ der Durchbruch in die Phalanx der erfolgreichsten, deutschsprachigen Rockacts gelungen ist, haben am heutigen Abend mehr als eine Mission. Zum einen geht es den Jungs um Frontmann Malte Hoyer darum, auch in COVID-19 geprägten Zeiten ein bisschen Normalität zu vermitteln, zum anderen haben die Nordlichter die Sonderedition „Märchen von morgen“ ihres letztjährigen Albums am Start, das sieben komplett neue Songs der Band enthält, zudem gibt es eine Live CD, die Mitschnitte der vergangenen Herbst-Release-Tour enthält. Das Review zur Sonderedition gibt es hier.
Dass die Bremer Teufelsmoor Musikanten live eine echte Bank sind, konnte die Band in der Vergangenheit hier im Ruhrgebiet schon des Öfteren unter Beweis stellen, wie unsere Liveberichte vom MPS Dortmund 2019 und dem umjubelten Gastspiel in der Turbinenhalle Oberhausen zeigen.
Am heutigen Abend jedoch ist vieles anders - vorbei die Zeiten, als man im Publikum dichtgedrängt stehen und feiern konnte. Die Kolonne der Autos steht im Halbkreis um die Bühne, die leichte Lockerung der Hygienevorschriften erlaubt glücklicherweise, dass die Besatzungen der jeweiligen Vehikel immerhin vor oder neben ihren Auto stehen können. Wie schon bei Mr. Hurley und Mr. Irish Bastard gibt es zur Freude der Fans einen Merch-Stand, der sich zunächst im Schritttempo durch die Reihen bewegt, im weiteren Verlauf aber einfach stehenbleibt, denn die extra für die fünf Konzerte umfassende VERSENGOLD Autokino Sommertour 2020 aufgelegten T-Shirts finden reißenden Absatz.
Nach düster-nebligem Intro eröffnen VERSENGOLD mit „Durch den Sturm“. Blickt man in die Gesichter der Musiker, kann man ablesen, wie sehr alle Beteiligten in den letzten Monaten die Bühne vermisst haben. Hoyer bekennt in den Pausen zwischen den Titeln immer wieder, wie froh man ist, endlich wieder live spielen zu dürfen. Nach „Niemals sang- und klanglos“, der so etwas wie der Soundtrack zur aktuellen Situation ist, gibt es den ersten Ausflug des Frontmanns ins Publikum. Zu den Klängen von „Schöne Grüße von Zuhause“ streift Malte Hoyer durch die feiernden Fans und testet die Reichweite seines Mikrofonsenders.
Zurück auf der Bühne gibt es mit „Verliebt in eine Insel“, die ultimative Liebeserklärung an Irland, während mit „Lichterloh“ ein weiterer neuer Song ansteht, der weder ein HÄMATOM noch ein WESTERNHAGEN Cover ist. Der Mittelteil gerät mit „Winterflut 1717“, „Teufelstanz“, „ Der Tag an den die Götter sich betranken“ und „Solange jemand Geige spielt“ zunächst düster, in der Folge aber wieder deutlich beschwingter. Das Transparent eines Fans erlangt bei letzterem Titel breite Aufmerksamkeit, denn der Spruch „solange Flo (Florian Janoske) die Geige spielt, bin ich unendlich frei“ schafft es auf die Videowall der Arena und sorgt für Szenenapplaus, zumal der so gefeierte Geiger auch heute wieder alles gibt.
Und es geht Schlag auf Schlag weiter: „Feuergeist“ stellt einem immer noch die Nackenhaare auf, während „Hoch die Krüge“ ein typischer Party-Ohrwurm ist, der auf keinem VERSENGOLD Konzert fehlen darf. Auch das eindringliche „Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen“ sorgt für vielstimmige Chorgesänge im weiten Rund der Arena, bevor mit „Thekenmädchen“ der bisher erfolgreichste Song aus der Feder der Folk-Rocker ansteht. „Butter bei die Fische“ beschließt das reguläre Set, bevor die Bremer mit „Ich und ein Fass voller Wein“ nochmals an die Feierlaune appellieren, „Haut mir kein´ Stein“ als das stärkste Stück aus der Feder VERSENGOLDs rundet das Set ab, danach gibt es noch den obligatorischen „Abgesang“ im á capella-Format.
Aber es ist noch lange nicht Schluss, denn Malte Hoyer nutzt an diesem Abend die Gelegenheit, sich abschließend nochmals an das versammelte Publikum zu wenden. Nachdem er sich zu wiederholten Mal bei allen Anwesenden für den Support bedankt hat, spricht er Klartext. Hoyer kennt nach eigener Aussage eine Menge kleinerer Bands, die in der aktuellen Situation keine Möglichkeit mehr haben, ihrer Passion - der Musik – nachzugehen. Somit gibt es laut Malte Hoyer zur Zeit eine Vielzahl an Künstlern, die sich wieder einen „normalen“ Job suchen müssen und Lieder nicht werden schreiben und produzieren können, die sonst eventuell vielen Menschen Erbauung und Unterhaltung hätten bringen können. Der Frontmann schließt mit einem eindringlichen Appell, möglichst insbesondere auch die kleineren Bands zu unterstützen, die keine Möglichkeit haben, in Autokinos oder anderen Locations aufzutreten, denn „wenn uns die Politik nicht hilft, müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen“.
FAZIT: Ein gutes halbes Jahr nach dem umjubelten Auftritt in der Turbinenhalle (wir berichteten), sind VERSENGOLD zurück in Oberhausen und feiern mit ihren Fans in der Auto Arena ein rauschendes Fest. Tiefgründige Texte, perfekte Instrumentalisten und die immer noch lausbubenhafte Bühnenpräsenz machen die Faszination einer Band aus, die völlig zu Recht zu den erfolgreichsten, deutschsprachigen Rockacts der Republik zählt. Abschließend hier nochmals ein großes Lob an die Organisatoren, die in Zeiten globaler Krise mit Mut und Ideenreichtum für ein echtes Highlight dieses Sommers gesorgt haben.
Line-Up:
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Gesang: Malte Hoyer
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Gitarre: Daniel Gregory
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Geige: Florian Janoske
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Geige, Nyckelharpa: Alexander Willms
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Schlagzeug, Klavier: Sean Lang
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Bass: Eike Otten